Letzte Änderung: 16.04.99, Frank Ehrlich
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Argentinischer Tango Aachen ( http://radio101.de/tango )
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kurze Geschichte über Tango und das Bandoneon )
Guter Link für regelmäße Termine: Tango im Ruhrgebiet und Umgebung (von André Amberge)

Tango ist...
... Musik, Poesie und Tanz.*
... getanzte Traurigkeit - den tanzt man nicht mit der eigenen Frau...*
... unstillbare Sehnsucht, deren einzige Erfüllung der Tanz selber ist.
... ein so wichtiger Teil unseres Lebens geworden, daß ich mich frage: Was sollte man machen, wenn es das nicht gäbe?*
... wie eine Sucht. Neben unserer Arbeit gibt es nur Tango!*
... ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann (Enrique Santos Discépolo, berühmter argentinischer Tango-Kapellmeister der 30er Jahre: "...a sad thought that can be danced.")
... die erlaubte Umarmung mit einer/m Unbekannten.(Mundo Burgos ?)
... ist die Todeshymne des Kapitalismus. (Aleksej Nikolajewitsch Tolstoj (1883 - 1945))
... ist der einzige moderne Gesellschaftstanz, der es verdient, Tanz genannt zu werden (George Bernard Shaw (1934)
... "El tango no está en los pies. Está en el corazón." = "Tango is not in the feet. It is in the heart." (Larry Carroll; larrydla@juno.com)
... "The tango is based on suspicion, sex and insincerity. It is not a dance for virgins. It is for the wounded and the wary." (Der Kritiker Roger Elbert über den Film "Tango"; Tango-L 991004)
* aus: 1. Sendung RADIO TANGO am 10.12.97
Und noch etwas über Tango:
- Der Tango sagt nicht, ich liebe Dich. Er sagt, laß mich nicht allein. Tanz mit mir oder gegen mich. (Quelle: Christian Biskup)
- Tango ist die Luft, das Leben, die Liebe oder die Trauer. Tango ist alles. (Carlos Matheos)
- Zum Fasching 1914 wird der Tango ein für allemal verboten. Nach Sachverständigenurteil ist er mehr ein sinnliches Reizmittel als ein Tanz. (Königlich Bayerische Polizeidirektion München (1914))
- Diese Tänze verletzen das Sittlichkeitsgefühl, weil die Tänzerin dabei häufig die Beine seitwärts so abspreizt, daß man die Unterkleider und die Strümpfe sieht (Königlich Sächsische Polizeidirektion Dresden (1913) [ Wie wahr, wie wahr... - das Letztere meine ich! - Die Red. ]
- Beim Tango bewegt sich das Paar im strengen Takt einer oft wunderbar traurigen Musik. Ein beschwörendes Spiel in festgelegten Grenzen: Der Mann führt, will im Tanz bezwingen - die Frau antwortet mit dem Körper. (Artikel in "Freundin"(1999))
- Tango, dieses melodramatischse Takt-Spektakel, gilt als der aufregenste Tanz unseres Jahrhunderts. Vielleicht ein letzter nostalgischer Blick zurück in eine vergangene Zeit - so kurz vor dem Jahr 2000.(Artikel in "Freundin"(1999))
- Der berühmte Tango-Musiker José Libertella über den Tanz: zu 90 Prozent besteht er aus Musik, und der Rest ist eben Leben. Jeder Tango ist eine eigene Geschichte. Aus jedem könnte man leicht ein ganzes Filmdrama machen. (Artikel in "Freundin"(1999))
- El Tango me ha tocado.

Geschichte des Tangos und des Bandoneóns
Kaiser Wilhelm II. und Papst Benedikt XV. waren sich 1914 einig: Der Tango
sollte verboten werden! Wilhelm der II. untersagte seinen Offizieren, in
Uniform Tango zu tanzen, und er stellte lapidar fest: "Der Tanz ist lasziv und
gegen die Sitten!". Der Kardinal-Vikar von Rom ereiferte sich: "Es ist
unerhört, daß dieser schamlose, heidnische Tanz, der ein Attentat auf das
Familien- und Gesellschaftsleben bedeutet, sogar in der Residenz des Papstes
getanzt wird!"
Die Ursprünge des Tangos liegen im Dunkeln. Das Wort ist vermutlich
abgeleitet von einem lautmalerischen Ausdruck einer Negersprache des 18.
Jahrhunderts. Dort bedeutet "tan-go" soviel wie "Trommelschlag". Negersklaven in
Westindien, besonders auf Cuba und Haiti, tanzten damals den "tangano". Andere
Wurzeln des Tangos reichen bis in das England Cromwells zurück. Damals kam
ein Volkstanz von England nach Frankreich, der "contredanse" genannt wurde.
Fünfzig Jahre später übersprang er die Pyrenäen und hieß in Spanien
"contradanza". Mit den Konquistadoren wanderte er nach Cuba, wo er als "Danza
Habanera" bekannt wurde. Schließlich kehrte er um die Mitte des 19. Jahrhunderts
von Havanna nach Spanien zurück und wurde nun als "Habanera" berühmt. Aus dem
"tangano" Westindiens, aus dem "Habanera" Spaniens und aus einem
argentinischen Volkstanz namens "Milonga" entstand schließlich zwischen 1880 und 1890
im Hafenviertel von Buenos Aires, im "Barrio de las Ranas", der klassische
"Argentinische Tango", der Urvater aller folkloristischen oder kommerziellen
Tangos der Welt.
In den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts entwickelte der Krefelder
Musiklehrer Heinrich Band aus der "Deutschen Concertina" ein neues
Musikinstrument und nannte es "Bandonium". 1843 gründete er dann in Krefeld die erste
Bandonium-Fabrik der Welt. 25 Jahre später, am 25. Januar 1868, warf vor Buenos
Aires das schwedische Frachtschiff "Landkrona" Anker. Die Matrosen stürmten
die Hafenkneipen und vertranken ihre Heuer in 3 Tagen und Nächten bis auf
den letzten Peso. Schließlich holte ein Cuxhavener Seemann seinen kostbarsten
Besitz von Bord, um ihn dem Schankwirt für eine letzte Flasche Schnaps in
Zahlung zu geben: ein Bandonium, das erste in Südamerika!
Das Bandonium hauchte dem Tango seine Seele ein. In Argentinien
"Bandonéon" genannt, bildete es das Rückgrat jeder Tangokapelle. Seinen
melancholischen Klang hörte man, zusammen mit Klavier, Geige und Kontrabaß, jahrzehntelang
dort, wo sich das einfache Volk traf, in den Spelunken und Bordellen von
Buenos Aires.
Bald fanden sich spezielle Tango-Sänger, die mit zweideutigen,
melodramatischen oder traurigen Texten populär wurden. National-Heros war der
Tango-Sänger Carlos Cardel (1887-1935), der auf einer Tournee mit dem Flugzeug
verunglückte und zu dessen Grabmal auf dem Friedhof von Chacarita zu Buenos Aires
seine Verehrer heute noch pilgern.
Etwa um 1910 wurde der Tango in Argentinien "gesellschaftsfähig" und
übersprang bald darauf die Landesgrenzen, zunächst in die USA, dann nach England,
Frankreich und Deutschland. In den meisten Länder der westlichen Welt brach
um 1912 das "Tango-Fieber" aus. Es gab Tango-Kleider, Tango-Farben,
Tango-Tees, sogar Tango-Chanmpagner. In den USA hörte man den ersten Tango in der
New Yorker "Revue of 1911", in London tanzten die Revue-Stars George
Grossmith und Phyllis Dare auf der Bühne des "Gaiety Theatre" Tango, und in
Deutschland brachte Jean Gilbert am 4.10.1913 seine Posse "Die Tango-Prinzessin"
heraus und komponierte dazu die Zugnummer "Ich tanz` so gern den Tango".
Nach dem 1. Weltkrieg brachen dann alle Dämme. Die Tango-Welle brandete
höher und höher. Shimmy, One Step und Charleston kamen und gingen der Tango
blieb. In den Tanzcafés und Ballsälen bildeten sich spezielle
Tango-Orchester, meist in exotischen Phantasie-Kostümen, allen voran der junge Spanier Juan
Llossas, dessen Kapelle zur Eröffnung des "Femina"-Tanzpalastes am
01.10.1929 spielte und der so über Nacht berühmt wurde. Als Gesellschaftstanz verlor
der Tango zwangsläufig seine Unschuld und wurde zum Geschäft. Schallplatten
und Notenblätter überschwemmten den Markt. Ende der 20er Jahre war jeder
dritte Tanzschlager ein Tango. Auch die Musik, die Texte und die Instrumente
des Tangos wurden "kommerzialisiert". Bald sah man Gitarren, Trommeln,
Schlagzeug, Holz-und sogar Blechbläser in Tango-Besetzung.
In den 30er Jahren ging der Tango dann zwei getrennte Wege. Die meisten
Tangos waren sentimentale, süßlich-schmachtende Tagesschlager in einfacher
Melodik, oft mit rührseligen Texten. Andererseits gab es aber eine Renaissance
des echten "Argentinischen Tangos". In Europa gastierten argentinische
Tango-Orchester, die internationale Berühmtheit erwarben, wie z.B. Francisco
Canoro und Juan de Dios Filiberto. Europäische Großmeister des argentinischen
Tangos waren Eduardo Bianco, Juan Llossas und Pierino Codevilla. Aber auch -
und besonders - deutsche Komponisten schufen eine Reihe sogenannter
"Argentinischer Tangos", die sich meisterhaft in die Klangwelt und die Melodienfülle
Lateinamerikas einfühlten und von deutschen Tanzorchestern, wie zum Beispiel
Heinz Huppertz, Robert Gaden, Barnabas von Géczy, Otto Dobrindt, Adalbert
Lutter und Oskar Joost, kongenial vorgetragen wurden.
Der 2. Weltkrieg bedeutete eine Zäsur in der Geschichte des Tangos. Nach
1945 war nichts mehr, wie es früher einmal gewesen war. Politische,
wirtschaftliche und gesellschaftliche Strukturen waren zerschlagen. Die
"Gesellschaft" war tot und mit ihr im Grunde auch der Gesellschaftstanz. Zwar gab es -
speziell in Deutschland zwischen 1945 und 1955 - eine zweite Blüte, eine
Scheinblüte des Tangos. In der Schlagerparade des NDR hielt sich der Tango
"Florentinische Nächte" länger als jeder andere Schlager an der Spitze der
Hörerwünsche. Dann aber ging es bald mit dem Tango, wie mit den anderen
Gesellschaftstänzen, bergab. Zwar gab es zwischen 1945 und 1980 mehr als 200 Modetänze,
aber die meisten waren nur Eintagsfliegen und keiner erreichte auch nur
annähernd die Popularität des Tangos, der ja auch einmal ein Modetanz gewesen
war, bevor er zum Standardtanz avancierte.
Wo liegt das Geheimnis seines Erfolges? Niemand hat es bis heute entdeckt,
keine theoretische Untersuchung konnte das Rätsel seiner Faszination lösen.
Ist es die weitgespannte Melodik von einfachen Harmonien? Ist es die
Tatsache, daß der Tango wie kein anderer Tanz gleichermaßen ins Ohr, ins Herz und
in die Beine geht? Ist es die flimmernde Erotik oder auch die sinnliche
Laszivität, wie sie sich im Gegenspiel von Melodie, Text und Rhythmus offenbart?
Oder ist es gar seine Melancholie, seine subtile transzendente Traurigkeit,
die ein Wesensmerkmal der Bevölkerung seines Heimatlandes Argentinien
widerspiegelt?
Offenbar ist gerade der Tango zeitlos. Seine nicht ergründbare
Einmaligkeit, seine Dynamik und Vitalität führten vor kurzem zu einer weiteren
Renaissance. Tango ist wieder "in"!
Viel Spaß beim Tanzen
(Quelle: Kommentar von Martin Wolgast zur Schallplatte "Tangos - Original-Aufnahmen aus den 30er und 40er Jahren")

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